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Schreibblockade

Warum es keine Schreibblockade gibt

Der Kopf ist leer, die Tastatur bleibt still – eine Schreibblockade kennt wohl jeder Autor, jeder Journalist und jeder Redakteur. Das Problem kommt nicht nur beim Verfassen von Artikeln oder Beiträgen für das Corporate Blog vor, es kann in praktisch jeder Schreibsituation vorkommen: In der Bachelorarbeit, in der Masterarbeit und sogar bei der Dissertation. Wissenschaftliches Schreiben ist ebensowenig dagegen gefeit wie kreatives Schreiben. Es kann sogar bei einer Bewerbung auftreten, etwa beim Formulieren des Anschreibens.

Ich verdiene mein Geld nun schon seit Ende der 1990er-Jahre mit Schreiben, und ich habe selbst oft genug vor dem berüchtigten weißen Blatt Papier gesessen.

Was hilft gegen eine Schreibblockade?

Schwierigkeiten beim Schreiben sind normal. Schreiben IST schwierig, jedenfalls für Otto Normalschreiber, der nicht den Output des schreibgewaltigen Bestseller-Königs Stephen King hat. Und selbst King hatte Schwierigkeiten beim Schreiben. Sein erstes Buch landete unvollendet im Mülleimer, bis Kings Frau es herausfischte und ihrem Mann zurückgab, mit dem Hinweis: „Du hast da was.“

Gerade bei journalistischen Texten oder bei Stücken, in denen es generell um die Vermittlung von Wissen geht, droht eine Schreibblockade: Der ständige Wechsel zwischen rationalen Aufgaben (Gliederung, Struktur) und kreativer Arbeit (Ideen generieren, Schreiben an sich) ist anstrengend. Glücklich ist der, der diese Aufgabe mit Freude erledigt. Für alle anderen habe ich drei Tipps gegen Schreibblockaden aus meiner täglichen Arbeit als Journalist:

Drei Tipps gegen Schreibblockaden

Tipp 1: Sie haben bereits Text und stecken fest: Stellen Sie sich die Frage, ob Sie wirklich wissen, wo Sie mit Ihrem Text hinwollen. Fehlt ein Roter Faden oder die Idee für den Abschluss (eine Schlussfolgerung, ein Finale, ein Showdown), kann es helfen, den Text komplett zu überdenken. Denn wenn der Anfang bereits eine andere Richtung als der geplante Schluss anpeilt, wird es sehr schwer, den Roten Faden überzeugend zu verfolgen. Mein Tipp: Löschen Sie im Zweifelsfall Passagen. Gehen Sie zurück, bis Sie Ihren Roten Faden wiedererkennen. Sollten Sie noch keinen Roten Faden haben, müssen Sie einen entwickeln – stellen Sie sich die Frage: WER macht WAS und WARUM? Was wollen Sie berichten? Was ist der Kern Ihrer Nachricht und wie soll Ihr Schluss aussehen?

Tipp 2: Sie haben noch gar keinen Text und das Blatt bleibt weiß: Eine üble Situation. Hier gibt es mehrere mögliche Ursachen: Sie wissen vielleicht noch gar nicht so genau, was Sie überhaupt schreiben wollen – hier könnte der Rote Faden aus Tipp Nr. 1 helfen. Oder Sie wissen es schon und haben „nur“ Schwierigkeiten, den berühmten ersten Satz zu finden. Mein Tipp: Schreiben Sie einfach irgendwas. Das meine ich ernst. Nehmen Sie sich die erstbeste Zeitschrift oder Zeitung, die Sie auf Ihrem Schreibtisch finden, und schreiben Sie eine beliebige Passage ab. Das Ziel ist hier, die Finger und die Hände ans Tippen zu gewöhnen. Tippen Sie einfach Text ab, und zwar so lange, bis Ihre Gedanken sich ganz automatisch von der Zeitschrift lösen und auf Ihr Thema kommen. Dann schreiben Sie einfach zu Ihrem Thema, was Ihnen einfällt. Hinterher müssen Sie „nur noch“ die abgeschriebenen Passagen löschen und das Geschriebene anpassen – eine Menge Arbeit, aber besser als eine leere Seite.

Tipp 3: Sie haben noch keinen Text und bereits eine halbe Zeitschrift abgetippt (Tipp Nr. 2): Jetzt wird es ernst, hier droht eine vernichtende Schreibblockade. Scherz beiseite, echte Schreibblockaden gibt’s ja gar nicht. Trotzdem geht das Problem hier offenbar tiefer. Mein Tipp: Denken Sie noch mal über den Auftrag nach. Was ist das Ziel des Textes? Wie sieht Ihre Zielgruppe aus? Stellen Sie sich vor, wie Ihre Zielgruppe auf den Text reagiert. Was wäre die Reaktion, die Sie am liebsten hervorrufen würden? Welchen Anspruch hat Ihre Zielgruppe, welches Vorwissen? Hier kommen Sie nicht um eine (ggf. kurze) Meta-Recherche herum – also eine Recherche dazu, ob Ihr bereits vorliegendes Material erstens vollständig und zweitens zielführend ist. Haben Sie alle Antworten auf die wichtigen Fragen? Haben Sie die Antworten verstanden? Wissen Sie, was Ihre Zielgruppe braucht? Je mehr Antworten Sie haben, desto eher finden Sie Ihre Lust am Schreiben wieder.

Ursachen einer Schreibblockade

Sollte keiner dieser Tipps geholfen haben, empfehle ich, ein, zwei Schritte zurück zu treten und den Text ein paar Tage liegen zu lassen, wenn es die Arbeitsabläufe gestatten. Oft gelingt der Neuanfang mit ein bisschen zeitlichem Abstand. Ist das nicht möglich, weil eine Deadline näher rückt, bitten Sie einen Kollegen um fachlichen Beistand. Der Kollege soll Ihnen gar nicht die Schreibarbeit abnehmen, Ihnen aber einen anderen Blickwinkel auf den Text und auf das Thema ermöglichen.

Schreibblockade umgehen und überwinden

Schreibblockaden gibt’s nämlich in Wirklichkeit gar nicht, das ist jedenfalls meine Erfahrung. Es gibt nur einen Autor, der sich einem Thema von der falschen Seite genähert hat oder der schlich noch nicht genug recherchiert hat – oder der gerade einen kreativen Durchhänger hat, der sich aber mit der richtigen Inspiration überwinden lässt.

Fazit: Schreibblockaden gibt es nicht wirklich – zumindest nicht in dem Sinne einer mystischen, unerklärlichen und nur durch außergewöhnliche Genialität zu überwindenden Blockade. Schreibblockaden wurzeln in der Regeln in der Recherche oder in der Beziehung zwischen Autor und Zielgruppe.

Sie haben noch eine Frage zum Thema Schreibblockade? Fragen Sie mich. Ich gebe auch Seminare zum Thema professionelles Schreiben.

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