Skip to main content
0173 - 206 99 49 - info(@)timmuessle.de
Diese Seite nutzt keine Cookies.
Der Hunger in der Welt - 1200

Weshalb hungern so viele Menschen auf der Welt, obwohl es seit über 50 Jahren Entwicklungshilfe gibt?

Erschienen in der Westfälischen Rundschau am 4. Juli 2009

Obwohl die Industriestaaten seit rund 50 Jahren Entwicklungshilfe leisten, müssen mehr Menschen denn je in armen Ländern hungern, vor allem in Afrika. Laut den Vereinten Nationen haben zurzeit über eine Milliarde Menschen auf der Welt nicht genug zu essen – obwohl genug Nahrung da ist, wie Hilfsorganisationen betonen. Die Welthungerhilfe geht davon aus, dass täglich rund 24 000 Menschen weltweit des Hungers sterben. Missernten, Kriege, Fehlwirtschaft und Korruption gehören zwar zu den Ursachen des Hungers, doch der Westen muss sich den Vorwurf gefallen lassen, die Dritte Welt auszubeuten.

Denn die Nahrungsmittel auf unserem Planeten sind ungerecht verteilt. Während die Industriestaaten nur rund ein Fünftel der Weltbevölkerung stellen, verbraucht dieses Fünftel zirka zwei Drittel der Nahrungsmittel und 80 Prozent aller Rohstoffe. Da bleibt für arme Länder wenig übrig.

Überschüsse exportiert

Die Zahlen verdeutlichen: Der reiche Westen scheint nicht an wirtschaftlicher Gerechtigkeit auf dem ganzen Planeten interessiert, sonst könnte er seinen Lebensstandard nicht halten. So wirft die Welthungerhilfe den Industrieländern vor, Überschuss aus der eigenen Lebensmittelproduktion billig in die Dritte Welt zu exportieren – was die Märkte dort zerstört. Nach Informationen der Hilfsorganisation Oxfam subventionierten die USA im Jahr 2003 zum Beispiel ihre Reisernte, um sie rund einDrittel unter den  Produktionskosten auf den Weltmarkt zu bringen. So haben arme Länder keine Chance, mitzubieten. Wo sich nichts verdienen lässt, investiert oder arbeitet auch niemand – Felder liegen brach.

Keine Verschwörung – schlechte Absprachen

Es ist keine absichtliche Verschwörung des Westens, um die Dritte Welt am ausgestreckten Arm zu halten. Die Mitgliedsländer der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) stecken jährlich rund 100 Milliarden Euro in die Entwicklungshilfe (Deutschland: 5,8 Milliarden Euro). Die Hilfe verpufft allerdings oft, weil die Länder sich untereinander nicht absprechen oder ihre Wirtschaftspolitik die Entwicklungshilfe untergräbt: „Das Hauptproblem liegt darin, dass sich die Politiker des Westens nicht absprechen”, sagt Stefan Leiderer, Ökonom am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik.

Ralf Dickerhoff, Sprecher der Welthungerhilfe, bemängelt die ungerechte Verteilung der Nahrungsmittel und gibt ein Beispiel dafür, wie der Westen die wirtschaftlichen Grundlagen der Dritten Welt angreift:  „Die EU kauft Mauretanien die Fischereirechte ab, aber das Geld kommt nie bei den Fischern an.” Das zerstört die Lebensgrundlage der Fischer in dem Land an der afrikanischen Westküste, die dazu beitragen, dass sich die Mauretanier selbst ernähren können. Ergebnis der wirtschaftlichen Übermacht des Westens: Den armen Ländern bleibt nur, Rohstoffe zu verkaufen und Waren des Westens zu importieren. Ein künstliches Abhängigkeitsverhältnis.

Kriege, Klima, Korruption

Doch der reiche Westenträgt nicht alleine Schuld. Kriege, dieKlimaveränderung, die Finanzkrise und Korruption sorgen für Misswirtschaft, manche Regierungen wirtschaften nur in die eigene Tasche oder in die ihrer Vertrauten. So wie in Simbabwe. „Das Land hat mal Überschüsse an Nahrungsmitteln produziert”, erinnert sich Stefan Leiderer, Ökonom des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik: „Dann wurden Farmer enteignet und das Land in die Hände von Robert Mugabes Vertrauten gegeben. Die haben aber oft wenig Ahnung von Landwirtschaft, so liegen die Äcker brach.”

Anderswo ist es der offene Krieg, in dessen Schlepptau der Hungertod folgt. Wie im Sudan. Seit Jahren bekämpfen sich dort Regierungstruppen und Rebellen. Bis Mitte 2005 haben Mord und Terror Millionen Menschen aus ihren Heimatdörfern vertrieben. Sie mussten ihre Felder und Viehherden verlassen und sind nun selbst auf Hilfe angewiesen, statt Nahrung zu produzieren. Ähnliches gilt im Kongo und in anderen Krisenregionen.

Schlechte Regierungen

Doch auch Gebiete, in denen Frieden herrscht, sind nicht frei von Hunger. Als Grund gibt die Welthungerhilfe „schlechte Regierungsführung und fehlende Demokratie” an. Gleichzeitig verschärfen sich die Spielregeln der internationalen Wirtschaft durch die Finanzkrise, der Klimawandel sorgt für schlechtere Ernten, betonen Hilfsorganisationen. Schlechte Aussichtenfür Afrika.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

0173 - 206 99 49 - info(@)timmuessle.de
Diese Seite nutzt keine Cookies.