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Logistik: Wie beamt sich eine ganze Branche in die Zukunft?

Blockchain, 3D-Drucker und Drohnen: Nur drei Stichworte, die zurzeit in der Branche zur Digitalisierung diskutiert werden. Doch welche Themen sind besonders wichtig für die Logistik? Und wie können Unternehmer die richtigen Konzepte für die eigene Firma finden? Veröffentlicht in: Niederrhein Wirtschaft 02/2018

Klöckner: Online-Marktplatz für Stahlhandel

Klöckners Strategie ist ein gutes Beispiel für Digitalisierung am Niederrhein. Der Stahl- und Metallhandel-Riese aus Duisburg gründete Ende 2014 in Berlin das Tochterunternehmen „kloeckner.i“. Die Hauptaufgabe der Tochter besteht darin, digitale Lösungen für den ganzen Konzern zu entwickeln und zu testen.

80 Mitarbeiter aus 17 Nationen arbeiten in Berlin. Gisbert Rühl, CEO bei Klöckner: „In den vergangenen Jahren wurde immer klarer, dass unser Geschäftsmodell in Teilen nicht mehr  funktioniert, nämlich insbesondere der Handel mit einfachen Stahlgütern. Dieser Bereich ist durch eine hohe  Wettbewerbsintensität und geringe Margen gekennzeichnet“, berichtete Rühl beim Kongress „Logistik digital“ der Niederrheinischen IHK Anfang Februar 2018 vor rund 300 Gästen aus der Branche.

„In den vergangenen Jahren wurde immer klarer, dass unser Geschäftsmodell in Teilen nicht mehr funktioniert.“ Gisbert Rühl, CEO bei Klöckner

Daher setzt Klöckner & Co, als Vorreiter in der Industrie, voll auf die Digitalisierung. Gisbert Rühl sagt, sein Unternehmen baut „eine offene Plattform für dieStahl- und Metallindustrie, auf der auch direkte Wettbewerber Stahl verkaufen können.“ Mittlerweile ist eine erste Version dieser Plattform in Europa unter dem Namen XOM live gegangen.

Haniel setzt auf digitale Kompetenz in der Region

Einen ähnlichen Weg wie Klöckner ging der Mischkonzern Franz Haniel & Cie. GmbH aus Duisburg. 2016 eröffnete Haniel die Tochter „Schacht One“ – allerdings nicht in Berlin, sondern auf dem Weltkulturerbe Zeche Zollverein in Essen, denn auch die Region an Rhein und Ruhr kann Digitalisierung. Bei der Digitalisierung seien „Kultur und Organisation oft die größere Herausforderung als die Technologie“, so Dirk Müller, Geschäftsführer von Schacht One. „Wir sind die digitale Werkbank für die Unternehmensgruppe Haniel“, so Müller.

„Kultur und Organisation sind oft die größeren Herausforderungen als die Technologie.“ Dirk Müller, Geschäftsführer Schacht One

Mit Schacht One geht Haniel Schritte, die für viele Start-ups heute selbstverständlich sind – Schritte, die für eine Familien-Holding wie Haniel, gegründet 1756 und inzwischen mit knapp 14 000 Mitarbeitern weltweit, aber neu sind. Wie funktioniert eine Landingpage? Wie muss eine Internetseite aufgebaut sein, damit Nutzer sie finden und die angebotenen Leistungen oder Produkte beachten? Das sind nur einige der Fragen, auf die Haniel mit „Schacht One“ Antworten finden will. Müller: „Wir reporten in Learning.“

2020 soll erstes Containerschiff autonom fahren

Digitalisierung eröffnet den Mitbewerbern neue Möglichkeiten: Die „Yara Birkeland“ etwa. Sie soll ab 2020 das erste autonom und elektrisch fahrende Containerschiff sein, mit einer Kapazität von bis zu 150 Standardcontainer, berichtete das Wall Street Journal. Zwei norwegische Unternehmen arbeiten zurzeit an der „Yara Birkeland“: der Chemikalien-Hersteller Yara International und die Kongsberggruppe, das größte norwegische Rüstungsunternehmen. Autonome Schiffe sind nicht nur für die Hochseefahrt eine greifbare Chance sondern natürlich auch für die Binnenschifffahrt.

„Damit der Standort innovativ bleibt, müssen wir mit neuen Konzepten vorangehen.“ Burkhard Landers, Präsident der Niederrheinischen IHK

So macht sich die Niederrheinische IHK für ein Testfeld für autonom fahrende Binnenschiffe zwischen Duisburg und Dortmund stark. IHK-Präsident Burkhard Landers: „Damit der Standort innovativ bleibt, müssen wir mit neuen Konzepten vorangehen. Deswegen fordern wir ein Testfeld im Ruhrgebiet. Pilotprojekte für die Binnenschifffahrt gehören hier zu uns.“

„Technik in den Dienst der Menschen stellen“

Unternehmer müssten nun abwägen, welche Elemente der Digitalisierung zu ihrem Geschäftsmodell passen, so Professor Michael ten Hompel, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik in Dortmund. Laut einer aktuellen Studie der Bundesvereinigung Logistik sehen drei von fünf Unternehmen den Endkunden als Top-Treiber der Digitalisierung. Die Geschäftsmodelle von Klöckner und Haniel sind darauf ausgelegt, kurzfristig Lösungen und Prototypen für Kunden zu entwickeln. Die Digitalisierung liefere zu allererst neue Werkzeuge. „Nun gilt es, all die Technik sinnvoll zu nutzen. Es muss unser Anspruch sein, die  Technik in den Dienst des Menschen zu stellen, aber auch die Logistik von morgen effizient und produktiv zu gestalten“, führt ten Hompel weiter aus.

Testfeld autonom fahrende Binnenschiffe

NRW und das Ruhrgebiet sind Wasserstraßenland: Jeder vierte Transport wird hier über die Flüsse und Kanäle abgewickelt. Damit der Standortfaktor Wasserstraße nicht verloren geht, bietet sich insbesondere diese Region an, um neue Konzepte wie das autonome Fahren zu testen. Binnenschiffe verfügen bereits über Sensoren und Instrumente, die für autonomes Fahren genutzt werden können: Radargeräte, elektronische Karten, Sensoren zur Wassertiefe oder Kameras zum Anlegen sind in der Regel vorhanden. Um ein Testfeld an Rhein und Ruhr für autonom fahrende Binnenschiffe zu realisieren, haben die IHKs im Ruhrgebiet jüngst eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse sollen im Frühsommer 2018 vorliegen.

„Bei der Digitalisierung kann man Betroffener oder Beteiligter sein“

Interview mit Michael Lütjann, Chief Information Officer, Imperial Logistics International

Was bedeutet für Sie Digitalisierung in der Logistik?

Wir sehen die Digitialisierung als Entwicklungsthema. Eine sehr große Chance, um Logistik-Unternehmen auf die nächste Ebene zu bringen. Neue Produkte, neue Prozesse, da ist das Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft. Wir haben diverse Formate entwickelt, um uns gemeinsam mit unseren Kunden zur Digitalisierung auseinander zu setzen – einer unserer Schwerpunkte ist Kommunikation: ein Facebook-ähnliches Kommunikations-Netzwerk für das ganze Unternehmen. Beim Thema Digitalisierung kann man wählen, ob man Betroffener oder Beteiligter sein möchte; wir versuchen, uns selbst neu zu erfinden.

Von welcher Technologie erwarten Sie in den nächsten fünf Jahren den größten Einfluss auf die Branche?

Je nach Branche wird von vielen sogenannten Disruptoren gesprochen. In der Logistik geht es seit Jahren um die Transparenz in der gesamten Supply Chain, also um die automatisierte Verfolgung einer Ladung. Wir befassen uns in Bezug auf diese Herausforderungen mit Blockchain. Wir wollen eine auf Blockchain basierende „Freightchain“ entwicklen und arbeiten dort mit verschiedenen Partnern und Kunden zusammen – Co-Creation par excellence. Auch wird Sensorik für Logistiker immer wichtiger, das Internet of Things, 3D-Drucker und die Augmented Reality, also beispielsweise eine Datenbrille, die man für Trainings oder beim Picking nutzen kann. Der 3D-Druck wird die Ersatzteil-Logistik verändern, weil in Zukunft die Spareparts dort direkt gedruckt werden, wo sie gebraucht werden und nicht mehr aufwendig in stationären Lagern vorgehalten werden müssen.

Kann die Region Digitalisierung? Oder müssen bald alle nach Berlin?

Wir als Imperial haben uns 2016 dafür entschieden, unser Supply Chain Lab in Berlin zu gründen. Dort entwickeln Logistik- und IT-Spezialisten in dem Coworking-Komplex von wework im Sony Center am Potsdamer Platz innerhalb von kurzer Zeit Lösungen, die auf Kundenbedürfnisse zugeschnitten sind. Dafür arbeiten sie zusammen mit Fachleuten, Insidern und Informatikstudenten. Berlin ist der viertgrößte Platz der Welt, was Gründungen von Start-ups angeht. Deshalb haben wir uns für Berlin entschieden.

Startport: Logistik-Start-ups im Duisburger Hafen

Mit der Tochtergesellschaft „startport GmbH“ verfolgt der Duisburger Hafen seit Oktober 2017 das Ziel, Logistik-Start-ups einen reibungslosen Start zu ermöglichen. Startport bietet Firmengründern für ein Jahr kostenlosen Platz in einem alten Bauwerk im Duisburger Innenhafen und will auch den fachlichen Austausch zwischen Gründern, Fachleuten und etablierten Geschäftsleuten erleichtern. Zu den Partnern von Duisport zählen Evonik, Klöckner, der Initiativkreis Ruhr und weitere Unternehmen.

Was würden Sie jemandem raten, der die Digitalisierung in seinem Unternehmen voranbringen will?

Erst mal den Schlips abnehmen. Ernsthaft. Die Digitalisierung ist auch ein Disruptor für die Krawattenindustrie. Umdenken, Neues wagen, mutig sein: Das sind meine Tipps für diejenigen, die verstanden haben, dass sich etwas ändern muss; aber noch nicht wissen, wie! Ich empfehle Besuche der digitalen Hotspots – Berlin, Hamburg, aber auch Tel Aviv, London oder das Silicon Valley – und sich Hilfe holen.

Wie wichtig ist das Thema Fehlerkultur?

Digitalisierung bedeutet auch: aus Fehlern lernen, das Beste aus einem Fehlschlag machen, und das schnell! Wir sanktionieren nicht bei Fehlern. Das kann anstrengend sein, aber auch unheimlich erfrischend, effizienter und schneller. Letztendlich geht es doch um Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit.

 

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